Sexualität im Strafvollzug

Tabu, oder Recht?

Die Sexualwissenschaft hat bereits 1930 in der vom Wiener Kongress der "Weltliga für Sexualreform" verabschiedeten "Magna Charta der sexuellen Menschenrechte" die Verwirklichung des Grundrechts auf Sexualität auch für Strafgefangene gefordert. Häftlinge haben traditionellerweise keine Möglichkeiten für heterosexuelle Aktivität, was von der Öffentlichkeit oft als Bestandteil der Strafe angesehen wird. Der Sexualentzug führt jedoch zu enormer sexueller Frustration. Die in Gefängnissen weit verbreitete homosexuelle Aktivität ist selten befriedigend, sondern im Grunde repressiv und destruktiv. Sie ist häufig mit Gewalt verbunden und drückt oft Hass und Verachtung für die Opfer aus, was paradoxerweise die für unsere Gesellschaft typische Homophobie bestärkt. So führen, ungeachtet ihrer sexuellen Orientierung, die meisten Gefangenen ein entwürdigendes und unmenschliches Sexualleben, das für ihr weiteres Leben in Freiheit sicher nicht ohne Folgen bleibt.

Kann der Sexualentzug und die daraus folgende Brutalität in den Gefängnissen tatsächlich im Interesse der Gesellschaft sein? Wieso wurden Intimbesuche erst 1993 gesetzlich ermöglicht und wieso wurde dieses Gesetz erst - nach einer Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs – heuer in die Praxis umgesetzt? Wie sieht die Regelung für Intimbesuche im Einzelnen aus? Wer kann Intimbesuche von wem und unter welchen Bedingungen empfangen? Können Intimbesuche die Resozialisierung und damit die gesamtgesellschaftliche Sicherheit fördern? Wie werden Häftlinge gegen sexuelle Übergriffe geschützt? Wie wird mit einvernehmlicher Sexualität zwischen Gefangenen umgegangen? Haben Häftlinge Zugang zu Kondomen und Gleitmitteln?

ExpertInnen gehen diesen Fragen nach und stellen sich der Diskussion

Podium

  • Hofrätin Drin. Margitta ESSENTHER Leiterin der Justizanstalt Gerasdorf
  • Maga. Sieglinde KÖNIG (angefragt), Psychologischer Dienst; JA Schwarzau
  • Dr. Norbert MINKENDORFER Leiter der Justizanstalt Garsten
  • Dr. Michael NEIDER Bundesministerium für Justiz
  • Oberrat Engelbert SALZMANN Rektor der JA Stein i.R., kath. Seelsorger